Mittwoch, 11. März 2015

Uganda: Fußball-Hipster wider Willen




Es sind nun schon einige Monate vergangen, seitdem ich das Land verlassen habe. Ich wollte schon lange etwas schreiben, etwas erzählen, das auch anderen Menschen einen besonderen, zugleich alltäglichen Einblick gibt in dieses Uganda, von dem man zunächst kaum weiß, wo es liegen mag. In Afrika, gut. Aber abgesehen von abstrakter, modellbasierter Geographie
Eine Vorstellung lässt sich ohne weiteres kaum erzeugen. Auch mir selbst gelingt dies erst von Zeit zu Zeit, mit wachsendem Abstand. Lange war dort keine Vorstellung, stattdessen ungeordnete Bilder einer subjektiven Realität, die es nachfolgend etwas zu ordnen gilt. Eben um eine Vorstellung erzeugen zu können. Doch auch nicht zu sehr, damit diese Realität nicht in Vergessenheit gerät.

Uganda ist beileibe auch innerhalb Afrikas keine Fußballmacht. Keine WM-Teilnahmen. Selbst beim Afrika-Cup nur 5 Mal dabei, zuletzt 1978. Damals gab es gleichzeitig den größten Erfolg, als man bis ins Finale vorstieß, wo man sich Gastgeber Ghana mit 2:0 geschlagen geben musste. Seitdem blieb Derartiges, unter anderem aufgrund diverser kriegerischer Auseinandersetzungen, ein bloßer Traum, an den man überhaupt erst seitdem sich die Lage beruhigt hat wieder zu denken wagt. Auch bekanntere Spieler gibt es freilich kaum. Ibrahim Sekagya ließe sich höchstens aufführen, der insgesamt sieben Jahre für Red Bull in Salzburg sowie New York verteidigte. Es heißt gar, Lothar Matthäus sei wegen Kritik an seiner Verpflichtung als Assistenztrainer der Österreicher beurlaubt worden. Ein Publikumsliebling eben, wie ihn das Land bis dato allzu selten hervorbringen konnte, wenngleich wie auf dem gesamten afrikanischen Kontinent zweifelsohne immenses Potential nur darauf wartet, genutzt zu werden.

Ich selbst darf ein Spiel gegen Madagaskar miterleben, das unspektakulär 1:0 gewonnen wird und nicht gerade von Klasse zeugt. In Erinnerung werden eher das Fast-erdrückt-Werden am Einlass und der anschließende Platzsturm bleiben, bei dem sich der Trainer Milutin 'Micho' Sredojević kaum retten konnte vor stolzen Fans, deren Überschwang nach einem solchen Spiel unerreicht bleibt. An der Qualifikation zur Afrikameisterschaft 2015 scheiterte man immerhin denkbar knapp in einer Gruppe mit den kontinentalen Fußball-Größen Togo, Guinea und Ghana. Letztere konnte dabei sogar auswärts bezwungen werden – ein kleines Wunder, ein Funken der Hoffnung in einem Land, das trotz dieses ersten, ernüchternden Blicks, besessen ist vom Fußball.
Die Nationalmannschaft bleibt letztlich nur ein kleines Teilchen der großen Begeisterung. Eine Art von Bonus, dessen Einlösung eines Tages wohl einen endgültigen Wahnsinn einleiten würde. So bleibt Uganda gewissermaßen jenem Modell der ehemaligen Kolonialherren treu, bei dem auf anfängliche Euphorie vor großen Spielen stets eine Enttäuschung folgt, die rückblickend als vorhersehbar eingeschätzt wird, nichtsdestotrotz ein Ärgernis bleibt. Die Menschen wenden sich wieder dem Tagesgeschäft Premier League zu, um beim nächsten Ereignis erneut mehr oder weniger still zu hoffen. Daraus spricht sicher eine gewisse Art der Religiosität, deren integraler Bestandteil (und nicht eben Ende) das Leiden ist.

Platzsturm im Namboole-Stadion
Schon bei einem ersten bewussteren Blick auf die Straßen der Hauptstadt Kampala, den man über Abgase und weitere Reizüberflutungen hinweg tätigt, kann man erste Anzeichen dieser Krankheit namens Fußball entdecken. Die nahezu überall im Sekundentakt verkehrenden Kollektivtaxis sind oftmals mit dem Namen des jeweiligen Lieblingsvereins verziert oder gar einem Lieblingsspieler gewidmet. So fuhr ich tatsächlich einige Male bei „Torres“ mit, um später bei „The Gunners“ einzusteigen. In einem solchen Gefährt, aber auch an anderen öffentlichen Orten sitzend, lässt sich während eines bedeutenden Fußballspiels oder während eines halbwegs bedeutenden Premier-League-Spiels dann der Radioübertragung lauschen, die irgendjemand stets mit Sicherheit über sein Handy laufen lässt. Dafür muss man in der Hauptstadt allerdings Luganda verstehen oder zumindest die ständigen Schreie der Kommentatoren richtig deuten können. Wenn man zusätzlich entdeckt, dass die Geräusche im Hintergrund gar nicht die tatsächliche Stadionatmosphäre sondern nur die etwa 3-sekündige Aufnahme eines beliebigen Aufraunens wiedergeben, gehört diese Art, ein Fußballspiel zu verfolgen schon fest zum eigenen Repertoire.

Wechselt man danach vom eher stickigen Kollektivtaxi zum luftigen indischen Motorrad, auf dem man von einem zumeist eher schmalen Mann ohne Helm zum Ort seiner Wahl gebracht wird, beginnt auch das dortige Gespräch am liebsten mit Fußball. Die Frage nach dem Lieblingsverein. Bei mir: immer wieder die Erklärung, was es mit St. Pauli auf sich hat. Die Gegenfrage. Die übliche Gegenantwort: Arsenal, Manchester United (beides häufig) Chelsea, Liverpool (beides selten) Manchester City (noch seltener). Die Gegenantworten der Kenner wirken gleichzeitig wie erste Hipster-Momente: Borussia Dortmund, Bayer Leverkusen, Hoffenheim. Wobei ich letzteres selbst nie erlebt habe. Es wurde mir lediglich von einem Freund berichtet, so glaubhaft wie man das einem Deutschen eben erzählen kann.

Gibt man sich selbst dann als solcher zu erkennen, folgt stets ein Loblied auf die Nationalmannschaft wie auf das Land überhaupt. Ich musste daraufhin auch die ein oder andere allzu paradiesische Vorstellung revidieren und sah mich großer Ungläubigkeit ausgesetzt, als ich davon sprach in Deutschland gebe es ebenfalls obdachlose, ja: arme, Menschen. In einem Land, das sich vielerorts am Rande absoluter Armut bewegt, wurde mir die eigentümliche Relativität der Armut erst so richtig bewusst. Die Augen der Leute strahlten über 1000€ Monatsgehalt bis ich anfing über Mietpreise, über Kleidung zu reden. 80€ für ein Trikot? Ich bleibe doch lieber in Uganda. Gut, an dieser Stelle übertreibe ich dann doch ein wenig und spreche sicher nicht für allzu viele Menschen, die aus ebenso bekannten wie verständlichen Gründen ein Leben in Deutschland bevorzugen würden. Eher ist es Deutschland, das sie nicht will und aus der Ferne kaum sieht, obwohl sie doch auf einem der Märkte gerade Bayern München-Trikots anpreisen. Die aktuellste Version zum Bruchteil des üblichen Preises, trotz anders lautender Beteuerungen zweifelsohne gefälscht, durchaus in annehmbarer Qualität: „Guck mal. Da ist ein adidas-Logo drauf. Es ist original.“.

Immerhin ist selbst adidas nicht satirisch genug veranlagt, um auf solcherlei Märkten nach Urheberrechtsverstößen Ausschau zu halten und sie anschließend gerichtlich zu ahnden. Deswegen bleibt eine breite Palette an verschiedensten Trikots aller international bekannteren Teams, verkauft an zahlreichen Ständen. Nach kurzer Akklimatisierung an die äußeren Bedingungen des nur mit Wellblech überdachten Marktes, in dem sich die Menschen um mich und andere, die mir äußerlich ähneln, reißen wie um tatsächlich Berühmte. Welcher Weiße kommt auch schon ohne Geld nach Afrika? Welcher Weiße kennt schon die Preise und verhandelt auch noch darüber? Mit Leuten wie mir rechnen sie jedenfalls nicht, wenn sie das 10-fache des eigentlich üblichen Wertes fordern. Schnell lässt man sich von der fast schon vergessenen Kultur des Feilschens überzeugen. Kurze Momente der Freundschaft entstehen nebst solchen, in denen man sich gegenseitig auslacht, um das Geschäft doch in seine Richtung zu lenken.

Umgerechnet 4€ pro Trikot, mehr darf es nicht sein. Wenn es gut läuft: weniger. Bei meinem bescheidenen monatlichen Budget musste ich mich selbst bei solchen Preisen im Konsum mäßigen, was nicht unbedingt daran lag, dass ich gerne 20 Real Madrid-Shirts besitzen würde, sondern vielmehr an den verborgenen Schätzen, die hier wie selbstverständlich gehandelt werden, den durchschnittlichen europäischen Connaisseur jedoch durchaus in Ekstase versetzen. Es fängt bei Swansea an, zieht sich über die DR Kongo, den Süd-Sudan und Somalia bis zu Tout Puissant Mazembe, Seriensieger der afrikanischen Champions League. Trikots, bei denen man sich kaum vorstellen kann, dass sie Fälschungen sind, weil man sich nie denken konnte, dass so etwas im Original produziert wird. Plötzlich steht man dann im Herzen des Marktes, umringt von Kleidung, die in Europa oder den USA anscheinend nicht mehr gebraucht wurde und findet und wühlt nach den wirklichen Prachtexemplaren aus der Vergangenheit. Der Übersicht halber eine kurze Liste, was dort so zu finden sein kann oder was die Bevölkerung einfach so auf der Straße trägt:

- T-Shirt zum Abschiedsspiel von Willi Landgraf und Erik Meijer
- Köln-Trikot von Reusch 
- 1860-Trikot mit Hauptsponsor Trenkwalder 
- HSV-Trikot von 1999
- Adidas-Torwarttrikot in hellblau etwa aus den Zeiten Toni Schumachers
- unzählige Ausrüstungsgegenstände deutscher Amateurvereine, von denen man außerhalb des jeweiligen Landkreises noch nie etwas gehört hat
- zwar unsportlich, aber in seiner Ironie dennoch erwähnenswert: T-Shirt vom Trödeltrupp mit Original-Autogrammen. 

Die Frage, wer so etwas denn einfach wegwirft, anstatt es wenigstens Arnd Zeigler zukommen zu lassen, ist obligatorisch, aber wenig zielführend, wenn man bei sich selbst den Schrankinhalt heute mit jenem vor 5, 10 oder 15 Jahren vergleicht. Schweißgebadet, nicht nur wegen des tropischen Klimas, bestellt man sich dann schließlich bei einem Mann, der eine Jacke der Spielvereinigung Erkenschwick trägt, eine Rolex. Nicht etwa vor nun endgültiger Geisteskrankheit, sondern weil Rolex einen beliebten ugandischen Straßensnack bezeichnet .

Wir verstehen kaum ein Wort voneinander bis er irgendwann „Arsno“ sagt und ich grinsend „Özil“ erwidere. Erst wenn man später dieses Innenstadtareal aus der Entfernung betrachtet, wird man erkennen, dass praktisch genau in jenen Markt ein Fußballstadion eingelassen ist. Es fällt einem nicht auf an der Stelle, wo Afrika wirklich Dschungel ist, eben in der Form, in der auch Berlin einer sein könnte. Der Stau als Dauerzustand. Kleinbus an Kleinbus gereiht, ohne Aussicht auf Vorankommen. Menschen, die Dinge durch die Gegend tragen, die man auf ein Mal eigentlich gar nicht transportieren kann. Dazwischen dieses Stadion. Verborgen hinter einem Metalltor, das man kennen muss, um es wahrzunehmen. 

Spätdekadenz äußert sich in einer feierlichen Ausstellung der Trikotsammlung

Ebenfalls leicht verborgen hinter einem, nunmehr von Sicherheitsleuten bewachten, Tor befindet sich der Ort, an dem ich selbst zwei Mal in der Woche spiele auf einem merkwürdigen, steinartigen Platz, der gemeinsam mit einem Pool zum Anwesen der British High Comission gehört. Hier treffen sich die Privilegierten, um doch das gleiche zu tun, was die Menschen anderswo auch tun, aber eben mehr unter sich. Niederländer mit eigenem Geschäft in Kampala, Deutsche von der Botschaft, ugandische und amerikanische Geschäftsleute sowie andere, denen meine Wutausbrüche in bleibender Erinnerung geblieben sein werden. Ich hingegen werde Milos nicht vergessen. Einen Serben, den es als mehr oder weniger professionellen Fußballspieler hierher verschlagen hatte, der stets in mehr oder weniger professionellem Englisch Anweisungen zu geben pflegte und immer ein bisschen mehr und sinnloser dribbelte, als es angemessen war. Er war es auch, der mich eines Abends angetrunken mit mehreren, ihm wohl bestens bekannten, Frauen zusammenführen wollte, was ich gerade noch ablehnen konnte.
 
Wochenends gibt es, wenn man nicht gerade anderes (siehe letzter Satz) zu tun hat, noch zusätzlich eine Art von Nationenturnier auf den Rasenplätzen der internationalen Schule. Schon befindet man sich, ohne es wirklich zu merken oder forciert zu haben, innerhalb einer leicht abseits stehenden Community, für die abgeschottet nur teilweise das richtige Wort ist. Vielmehr zeichnet die darin Befindlichen aus, dass sie sich, glücklich im eigenen Kulturkreis verweilend, zumeist aussuchen können, wann sie etwas und wie viel sie mit der einheimischen Bevölkerung zu tun haben wollen, was den Kontakt, auch gar den freundschaftlichen, nicht ausschließt.

Gewiss nimmt dieses Selbst-Aussuchen-Können mitunter groteske Züge an. Es entsteht gar eine Machtposition, die der aktiven Verteidigung kaum bedarf, weil sie auch von den dadurch Entmächtigten als selbstverständlich wahrgenommen wird – ein koloniales Erbe. Die aus der westlichen Hemisphäre Stammenden, die nur auf Zeit an diesem Ort verweilen, interessiert so etwas wenig und man kann es ihnen kaum nachtragen, so sehr ich es manchmal auch wollte. Bis ich selbst auf dem Balkon einer mehrstöckigen Villa mit dem fünften Rotwein in der Hand stand, ein Hausangestellter mir Fleischspieße anbot. Zwar schaute ich hinab, blickte auf die Gegenden, die zur Abendzeit im Dunklen liegen und beteuerte, dass ich mehr dahin gehöre als hinauf. Doch ich konnte nicht leugnen, dass es mir oben gefiel. Ja, dass ich vermutlich sogar mehr auf einen solchen Balkon zu Hause bin als in einem fremden Leben, egal wie gut ich dieses mittlerweile kannte.

Die deutschen Weltmeisterschaftsspiele wurden so fast schon logischerweise bei Freibier in der Botschafterresidenz begangen oder im Goethe-Zentrum oder bei wohlhabenden Bekannten. Es endete jedenfalls mit Aufpeitschen der vielleicht 100 anderen Zuschauer und Hamburger Haufen im Garten des Deutschen Kulturzentrums. Aber auch nur mit Deutschland-Fahne umgehängt über die Straße schlendernd am nächsten Tag, die Blicke der ugandischen Bevölkerung noch mehr auf sich ziehend, aber auch die Glückwünsche entgegennehmend: ein größeres Konzert von Hupen als es normalerweise selbst hier angemessen wäre, nette Sprüche von anderen Passanten und Verkäufern, „Die Mannschaft“ auf der Titelseite der staatlichen Tageszeitung. 

Blick auf das aus der Nähe unsichtbare Stadion am Owino-Markt

Begonnen hatte es aber auch mit Nächten in Bars bei wie immer viel zu laut aufgedrehter Musik und gesundheitlich bedenklichem Bass. Manchmal auch während der Spiele, als könne man so den Sport besser genießen. Ein paar Wochen zuvor noch der Sieg Liverpools über Manchester City, der mich dazu hinreißen ließ den paar Menschen, die für letztere jubelten, weil sie wohl ihr Geld auf die Citizens gesetzt hatten, ein wenig zu provozieren, indem ich beim Siegtreffer aufsprang, mein Getränk zu Boden fallen ließ und schrie: „Fuck ManCity!“. Dann, als einzige wenigstens ein bisschen interessiert, das Relegationsspiel zwischen dem Hamburger SV und Greuther Fürth. Radioübertragungen der deutschen Vorbereitungsspiele bis zum wahren Höhepunkt um 4 Uhr nachts, dem Duell Elfenbeinküste gegen Japan. Selbst der Besitzer des „Obama's“ (so tatsächlich der Name der Bar) war nicht mehr vor Ort. Die Sicherheitsmänner schauten uns nach dem Spiel beim Verlassen etwas verdutzt an. Offensichtlich wussten nicht einmal sie, dass jemand wahnsinnig genug sein würde, sich so etwas auch noch anzuschauen. Immerhin: Der Fernseher war vorschriftsgemäß abgeschaltet. 

Der restliche Verlauf des Turniers ist bekannt, auch wenn es denkbar lange dauerte, bis die Jungen an meiner Arbeitsstelle eingesehen hatten, dass Deutschland tatsächlich und ohne Zweifel die beste Mannschaft war. Monatelang musste ich mir anhören, dass die Teams mit den besten Indivdualisten auch am erfolgreichsten sein würden. Ronaldo würde Deutschland im Alleingang besiegen, andernfalls sei es Glück. Spätestens bei Messi müsse es passieren, sonst wäre es Ungerechtigkeit. Wie aus Trotz begann ich mich ab diesem Zeitpunkt erst so wirklich mit den taktischen Feinheiten zu beschäftigen, die mich seither nicht loslassen. Der Glaube anderer an den Heroen-Fußball brachte mich also zur Einsicht der Emergenz („Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile“). Dafür gilt es sich zu bedanken. Trotz der elenden, aber dennoch humorvoll geführten, Diskussionen etwa darüber, ob ein Spieler der beste sei, nur weil er die meisten Tore erzielt habe. Oder ob die erfolgreichsten Mannschaften allein wegen ihres Erfolgs zu unterstützen seien. Die Antwort der meisten: Ja. So wurde auch der Witz eines Freundes, je nach Spielstand bei Kamerun gegen Brasilien das Trikot zu wechseln, nicht weiter beachtet, geschweige denn belacht.

Spätestens auf den Hinterhof-, Sand-, Halb-Sand-Halb-Rasen und anderen Plätzen Kampalas lief es doch auf heroische Momente hinaus, die wenig mit Aristoteles, aber auch wenig mit Guardiola zu tun hatten. Damit musste ich mich weiterhin in der Freizeit beschäftigen. Da nahm schon mancher Arjen-Robben-eske Spieler an denselben Schülerturnieren teil, bei denen auch ich mich bereit erklärte, für die „City Stars“ das Tor zu hüten. Die Vertragsverhandlungen erledigten sich dabei recht schnell, als wir uns kurzerhand doch darauf einigten, dass ich für mein Engagement nichts zu bezahlen hatte, jedenfalls nicht aus eigener Tasche. Die ersten Spiele seit Jahren auf einem großen Feld, kaum Möglichkeiten zu zeigen, dass ich kaum besser bin als die anderen. Aber doch genug Augenpaare, denen ich schüchtern entgegenlächelte. Dann passiert es auch noch, dass ich im Viertelfinale den entscheidenden Elfmeter hielt, nur um den nächsten selbst zu verwandeln. Schon fast leidend wie Boubacar Barry Monate später, trugen mich die Jungs auf Armen durch die Gegend.

Am Ende sind es doch die Taktik-Hipster, die siegen, obwohl sie es gar nicht wirklich wollen. Jedenfalls nicht so. Nach dem 10. Elfmeter hat doch jeder gewusst, in welche Ecke der Gegner schießen wird. Dafür muss man kein Antizipationstorwart sein. Und um einen Elfmeter derart schwach in die Mitte und durch die Beine des anderen Torhüters zu bugsieren, braucht es keine Libero-Fähigkeiten.

Elfmeterheld wider Willen



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